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Alwin Nachtweh

Ab- und Aufbau

Dieses unscheinbare Foto, hatte einige Folgen, auch für uns. Wir schreiben den 22. Juni 1990. Bei genauerem Hinsehen, kann man erkennen, dass gerade das Wachhäuschen und zwar das origninale, abtransportiert wird. Vorher wurden mit einer Live-Übertragung die Alliierten am Checkpoint Charlie verabschiedet. Als symbolischen Akt nehmen sie ihre Arbeitsstätte mit. Danach bleibt das Wachhaus einige Jahre verschwunden, bis es schließlich im Alliierten Museum auftauchte.

Zurück blieb eine große Lücke, wie schon erwähnt, auch für uns. Auch die Stadt verlor etwas und es bleibt

mir persönlich unverständlich, warum heute an gleicher Stelle ein Nachbau steht, obwohl das Original hier doch auch abtransportiert wurde, damit es erhalten bleibt.

Dieser Umgang mit der Geschichte steht ja im Moment in Berlin am Pranger.

Da wir uns verantwortlich fühlten, übernahmen wir die fehlende Beschilderung und hatten damit auch ein Dach über dem Kopf und immer mehr Anerkennung für unsere Tätigkeit auch international. Diesen Artikel brachte uns ein Gast aus Amerika mit.

Das Rad drehte sich ständig weiter. Bald kam auch die Mauer am Checkpoint Charlie weg. An dieser Stelle möchte ich den Senat von Berlin ausnahmsweise mal verteidigen. Denn hier war die Mauer nicht mehr zu retten. Der Ausnahmezustand an so einem weltberühmten Ort, führte dazu, dass sich die Stadt gezwungen sah die Mauer, aus Gründen der Gefahrenbeseitigung, zu entfernen.

Uns flogen die Mauerreste nur so um die Ohren.

Mehrere Mauer-Segmente sind komplett zerstört, so kann man sehen, dass es Handlungsbedarf gab. Was dann auch geschah. In aller Ruhe, geradezu ein familierer Abschied der Mauer am Checkpoint Charlie.

Nochmal deutlich, der Checkpoint Charlie wurde zu diesem Zeitpunkt von Berlin in seiner Bedeutung unterschätzt und verkannt. Auch die Medien haben hier total verschlafen.

Was jetzt kam, war wirklich nicht mehr zu verstehen. Der Checkpoint Charlie wurde verkauft. Die Stadt sammelte keine Mauerstücke, sondern Investoren. Ronald S. Lauder

zögerte keinen Augenblick, als er hörte, ein paar Provinz-Politiker verhökern den Checkpoint Charlie. Die Idee dazu kam von Mark Palmer, einem Insider amerikanischer Politik.

Mehr möchte ich mich zu diesem Thema nicht aus dem Fenster lehnen, denn was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte. Schon bald war ich auch dran. Denn auch im Westteil des Checkpoint Charlie’s wurde investiert. Leider auch in das Grundstück auf dem unsere “Bretterbude”, laut BILD-Zeitung, stand.

Ehemaliger Käufer  (Lauder) des Checkpoint Charlie

Ehemaliger Verkäufer (Nagel) des Checkpoint Charlie

Wir waren zwar guter Laune, hatten wir doch von den grossen Herren aus den USA, die Erlaubnis erhalten, auf der östlichen Seite des ehemaligen Grenzübergangs, wieder aufzubauen. Lang dauerte das Glück aber nicht.

Jetzt wurde der Checkpoint Charlie zur internationalen Grossbaustelle. Unser alter Platz ist schon in Arbeit und die Zimmerstraße wurde auch geöffnet und geschlossen und sieht nicht gut aus. Wir versuchten das beste daraus zu machen. Wem waren wir im Wege? Was zwar nicht der Fall war, aber wir mussten doch räumen. Zuvor schon hatte Hildebrandt, die Topographie des Mauermuseums abgebaut, ja abbauen müssen. Weshalb er sich zu Recht bei den Investoren darüber beschwerte und der Checkpoint Charlie war bereit für die Zukunft.

Die Abbildung ist der Broschüre des “American Business Center” entnommen.

 Zum Ende der Seite noch einen Blick auf die Vision der Investoren.

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Das Gedächtnis der
Steine
von David Ensikat
 Aus dem Tagesspiegel,
Seite 3,
13. August 2003!