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Alwin Nachtweh

Von Kreuzberg nach Monaco

Diese Luftaufnahme fand ich auf einer Postkarte. Standort ist der
Schlesische Busch an der Bezirksgrenze zwischen Treptow und Kreuzberg. Nur von oben so frei einsehbar. Durch einen Zufall sind wir auf das Gelände, trotz streng verbotenen Zutritt, gelangt.

Lupinensamen in den Todesstreifen. Diese Idee kam aus der grünen Bewegung in der Noch-DDR. Mein Bruder stiess in der Zeitung auf diese Aktion und wegen der Kinder sind wir dan hin. Tatsächlich mussten wir noch, bei geschlossener Grenze, mit Personalausweis einreisen. Es war Anfang April 1990, das Chaos wollte sich langsam wieder ordnen. Ich war auf heilfroh, als die Kinder keine Lust mehr hatten und wir so unter diesem Vorwand, die Aktion abbrechen konnten. Wir schlenderten im Todesstreifen Richtung Ausreise, dafanden wir ein verschlossenes Eisentor. Durch einen Schlitz konnte man ca. 300 Mauersegmente sehen. Der Platz war bewacht und wir konnten den Wachmann überreden, uns zum Fotografieren auf das Gelände zu lassen.

Wie begann der Verkauf der Mauerteile?
Hagen Koch*: Hier muss man natürlich unterscheiden zwischen den offiziellen Verkauf und dem Verkauf von Teilen, die von den Mauerspechten abgeschlagen worden waren. Letzteres war praktisch nicht zu verhindern. Seitens der Regierung war festgelegt worden, die Erlöse aus dem Verkauf der Mauerelemente dem Gesundheitswesen der DDR zuzuführen. Gleichzeitig sind offiziell immer wieder Mauerelemente verschenkt worden. Natürlich stets mit Stempel und Unterschrift. Bis heute werden offiziell Mauerteile verschenkt. Erst kürzlich hat der Bundestagspräsident Teile, die bisher am Potsdamer Platz standen, dem Generalsekretär der UNO übergeben.
Die erste Versteigerung eines Elementes der Mauer hat am 28. April 1990, dem Tag des Abrissbeginns der Panzermauer am Brandenburger Tor, im Hotel Inter-Conti in der Budapester Straße stattgefunden. Noch war das kein großer Geschäftserfolg, aber es war klar, dass man mit den großen und »westseitig« bemalten Elementen auf den internationalen Markt gehen konnte. Von der extra zur Verwertung der Mauer gegründeten LE LE BERLIN WALL GmbH, die die größtmögliche Öffentlichkeit suchte, wurde zum 30. Mai 1990 in Monte Carlo eine Pressekonferenz einberufen, an der ich mit Dienstreiseauftrag des Generalkonservators der DDR teilnahm. Meine erste Dienstreise nach Monaco!
Zur Versteigerung am 22. Juni 1990 reiste ich ein zweites Mal an die Cote d´Azur. 81 Elemente der Berliner Mauer aus einer limitierten Auflage von insgesamt 360 Stück wurden hier erfolgreich versteigert. Der durchschnittliche Erlös pro Element lag in Monte Carlo bei ca. 20 000 DM. Die Echtheit wurde mit einem Zertifikat bestätigt, das mit einem Berliner Bärensiegel versehen war.
Gefunden in:© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7/2001

*Hagen Koch, Mauer-Dokumentensammler, über Abriss und Verwertung der Berliner Mauer,
 Betreiber des Berliner Mauer-Archivs. e-mail: Berliner.Mauer.Archiv@t-online.de

Es war schon zu spüren, dass hier etwas besonderes anläuft, denn wir sahen hier nicht nur Mauerteile, sondern auch abgestapelte Wachtürme und  Hundehütten für die Mauerhunde der Grenzer.

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Das Gedächtnis der
Steine
von David Ensikat
 Aus dem Tagesspiegel,
Seite 3,
13. August 2003!