Der Wettbewerb war längst eröffnet.
Jeder Mauerspecht versuchte jetzt einen der günstigsten Plätze zu ergattern, um möglichst nah an die Kundschaft zu kommen. Eine Zeitlang wurden die Stellplätze für die Bauchläden sogar nachts bewacht, damit die Reihenfolge nicht durcheinander gerät. Die historische Mauerstrecke vom Checkpoint Charlie, über Potsdamer Platz und Brandenburger Tor, bis zum Reichstag, wurde unter den “Mauerspechten” aufgeteilt. Am Reichstag hatte ich einmal die Reihenfolge der “Händler-Stände” gestört. Als ich als einziger einer Kontrolle zum Opfer fiel. Die Szene war aberwitzig und wiederholte sich in dieser Zeit häufig. Jedesmal wenn Polizei aus dem Westen kontrollieren wollte, verschwand der ganze “Trupp” und lachte sich, ein paar Schritte weiter, auf der anderen Seite der noch geteilten Stadt, darüber krumm. Umgekehrt gab es , wenn auch weniger, diese Situationskomik auch. Das war für mich der Wendepunkt. Also besorgten wir uns eine Berechtigung zum Mauer-Verkauf. Was aber auch erst im zweiten Anlauf gelang. Wir waren zumindest in Neukölln die ersten, die das beantragten, die “Zuständigen” waren damit überfordert. Also beantragten wir noch einmal, aber diesmal die Mauer als Berlin- Souvenir getarnt. Am Checkpoint Charlie war eine leere Fläche neben der Aussichtsplattform und keiner wusste so recht wem sie gehörte. Schliesslich fanden wir heraus, dass die Zuständigkeit inzwischen beim Grundstücks amt Kreuzberg lag. Die wussten aber von nichts und behaupteten, die Alliierten seien zuständig. Ende gut alles gut. Als wir das Bild oben machten hatten wir schon einen Pachtvertrag für die Fläche in der Tasche. Also musste schnell ein Bauwagen her, den wir etwas bunter gestalteten. Am 1.J uni 1990 begann für uns ein neuer Abschnitt. Immer mehr Touristen strömten in die Stadt und die “ausländischen” auch zum C heckpoint Charlie. Plötzlich mussten wir all die Fragen beantworten. Und je mehr von der Geschichte verschwand, um so mehr Fragen tauchten auf. Wo ist Osten, wo der Westen, noch war die Teilung erkennbar. Und auf beiden Seiten der Grenze versah man noch den Dienst . Die Stimmung war, der Zeit angepasst, sehr gut. Und Freund und Feind standen jetzt gemeinsam Modell für die ganze Welt . |